Fabian Aebischer (Freiburger Nachrichten)
Freiburg/Bern Vier Deutschfreiburger und eine Deutschfreiburgerin nehmen an der diesjährigen Jugendsession teil, die gestern begann und bis am Sonntag dauert. Dort werden sie über politische Themen diskutieren und Vorschläge für das Parlament erarbeiten.
Die FN konnten im Vorfeld mit drei Teilnehmenden sprechen. Nitya Rajan ist 15 Jahre alt, aus Oberschrot, parteilos und geht ans Kollegium. Oliver Rumo, 19 Jahre alt, vertritt die Junge SVP Schweiz, und Sven Brügger, 18 Jahre alt, beide aus St. Silvester, ist unter anderem im Vorstand der SVP Sense.
Sven Brügger und Nitya Rajan, Sie nahmen bereits letztes Jahr an der Jugendsession teil. Was waren Ihre Eindrücke?
Sven Brügger: Den Austausch mit anderen Jungpolitikern aus der ganzen Schweiz finde ich eindrücklich. Deswegen habe ich mich auch wieder angemeldet.
Nitya Rajan: Es war ein einzigartiges Erlebnis, deshalb wollte ich ein zweites Mal teilnehmen.
Oliver Rumo, Sie sind zum ersten Mal dabei. Warum haben Sie sich angemeldet?
Oliver Rumo: Sven Brügger hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ich freue mich vor allem darauf, dass wir dann am Sonntag sozusagen wie die Grossen abstimmen werden.
An diesem Wochenende kommen 200 politisch interessierte Jugendliche ins Bundeshaus. Weshalb ist Politik aber bei vielen Jungen kein Gesprächsthema?
Brügger: Erst wenn sich etwas für die Jungen wirklich als Problem darstellt – etwa überfüllte Züge oder immer im Stau zu sein –, fangen sie an, sich für Politik zu interessieren.
Viele Jugendliche meinen also, Abstimmungsvorlagen betreffen sie nicht?
Rumo: Genau, aber dem ist gerade nicht so. Meine Grossmutter hört sich zuerst auch meine Meinung an, bevor sie sich selbst Gedanken über ein Abstimmungsthema macht. Die Umsetzung betrifft ja in erster Linie uns Jugendliche.
An der diesjährigen Jugendsession werden Themen wie das Adoptionsrecht oder die Herausforderung der Migration debattiert. Wie kommen diese Themen zustande?
Rajan: Mittels Online-Voting können alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer angeben, welche Themen sie am meisten beschäftigen.
In Sachen Adoptionsrecht ist die Schweiz gegenüber anderen Ländern relativ weit. Was fehlt, ist, dass Homosexuelle auch Kinder adoptieren können. Wäre die Zeit nun reif dafür?
Brügger: Ich persönlich finde, die Zeit ist reif, um darüber zu diskutieren. Aber ich verstehe auch die kritischen Stimmen, die argumentieren, dass in der Schule die Gefahr von Mobbing besteht, wenn ein Kind von zwei Vätern erzählt.
Rajan: Für mich ist es klar, dass das erlaubt sein sollte. Der Kinderwunsch ist doch ganz normal. Bezüglich Mobbinggefahr muss man halt die Kinder dafür sensibilisieren, dass es auch normal sein kann, zwei Väter zu haben.
Auch ein Thema an der Session ist die Herausforderung der Migration. Wie nehmen Sie dies in Ihrer Region wahr?
Rumo: Bei uns in St. Silvester hat es relativ wenige Migranten. Diese sind in der Gesellschaft gut integriert.
Rajan: Ich sehe es gerade von der anderen Seite, weil ich vor vier Jahren in die Schweiz gekommen bin. Wo ich wohne, waren die meisten Leute sehr offen und haben es der ganzen Familie relativ leicht gemacht, dass wir uns integrieren.
Ein weiteres aktuelles Thema für Junge ist die Altersvorsorge. Glauben Sie, dass in 40 Jahren noch Renten ausbezahlt werden, nachdem die Rentenreform verworfen wurde?
Brügger: Ja, ich denke schon – und zwar genau aus dem Grund, dass wir die Altersvorsorge 2020 abgelehnt haben. Ich fand in der Vorlage das Giesskannenprinzip und die Senkung des Umwandlungssatzes falsch.
Sie alle werden an diesem Wochenende in derselben Expertengruppe das Thema Netzneutralität bearbeiten und es dann am Sonntag dem Jugendparlament vorstellen. Worum geht es genau?
Brügger: Kurz gesagt geht es um die Bevorzugung der Daten der Internetdienstanbieter.
Wie ist Ihre Position dazu?
Brügger: Ich bin auf jeden Fall für die Marktfreiheit. Ich würde die Netzneutralität nicht verteidigen.
Rajan: Ich würde sie verteidigen, obwohl es weniger Marktfreiheit geben würde.
Nitya Rajan, Sven Brügger und Oliver Rumo (von links) diskutieren über politische Themen. Bild Aldo Ellena